Im Allgemeinen erschaffen wir Menschen Trancezustände, um Situationen in den Griff zu bekommen, die wir unserer Meinung nach nicht bewältigen bzw. verstehen können.

Wobei die Betonung darauf liegt, dass wir MEINEN, diese Situationen nicht respektive nicht so bewältigen zu können oder zu dürfen, wie wir es am liebsten täten, einfach weil wir sie als Kind nicht bewältigen konnten oder durften und uns weiterhin für dieses kleine, hilflose, ungeliebte, verlorene Ich von damals halten.
Diese Trance kann man auch als „Erlernte Hilflosigkeit“ oder “Opfertrance” bezeichnen. Man könnte auch sagen, wir sind in die Ohnmachtsfalle gerutscht. Wir haben gelernt, unsere natürliche Lebendigkeit wegzudrücken zugunsten eines falschen Ichs bzw. einer Opferhaltung.
Sie wird verankert durch Gedanken wie
„Wir dürfen/können nicht
* wütend werden
* traurig sein
* uns wehren
* „Nein“ sagen
* für uns eintreten
* zu uns stehen
* alleine sein
* uns hilflos, zart, schwach und verletzlich fühlen
* vertrauen, uns entspannen oder eine Pause machen
.. oder „Ich muss….“
* freundlich sein
* mich anpassen
* tun, was von mir erwartet wird
* funktionieren, auch wenn mir gar nicht danach ist
* bzw. überhaupt etwas tun oder ganz viel machen, auch wenn ich mich gerade überfordert fühle, keine Energie dafür da ist, ich keinerlei Freude daran verspüre, ich gerade gar nicht weiß, was ich tun soll oder schon so oft die Erfahrung gemacht habe, dass alles, was ich gerade tun möchte, vollkommen ineffektiv, ja, sogar destruktiv wäre.
Mit den Worten von Dr. Albert Ellis, dem Erfinder der Rational-Emotiven Verhaltenstherapie: „Wir schaffen tiefe selbst befriedigende Überzeugungen in Bezug auf bestimmte Vorfälle“ (aus einem Brief von ihm, zitiert von Stephen Wolinsky, Die dunkle Seite des inneren Kindes, S. 23) – Vorfälle, bei denen wir beschließen, dass wir sie nicht in den Griff bekommen dürfen, sollen oder können – einfach, um nie wieder den Schmerz zu fühlen, den wir mit Authentizität, Echtheit und Wahrhaftigkeit verbinden.
Denn wenn wir uns so zeigten, wie wir waren, gab es Ärger, wurden wir verlassen, verachtet oder bestraft.
Kurz: Aus der Sicht des Kindes geschah eine Katastrophe.
Irgendwie verständlich, oder?
Nur, der Gedanke, nicht zu dürfen, zu können oder zu müssen, hat einen großen Einfluss auf unser Lebensgefühl, unsere (scheinbaren) Handlungsmöglichkeiten und unser Wohlbefinden, da wir uns auf die Fähigkeiten und Möglichkeiten eines kleinen, verlorenen Kindes beschränken und weder wie ein gesundes, lebensfrohes Kind noch wie ein lernfähiger, kraftvoller und freier Erwachsener verhalten, der sich bewusst ist, was er wirklich ist: Bedingungslose Liebe, unendlich weiter Raum, Nichts und Alles zugleich, und: dass Es handelt und bestimmt, was geschieht, nicht das kleine Ich.
Diese Selbsteinschränkung dient der Aufrechterhaltung der Trance respektive des Traumas und wird gewöhnlich im Laufe eines Lebens kontinuierlich wiederholt, allerdings um es zu heilen und zu verarbeiten, nicht um es endlos zu wiederholen.
So schalten sich Kinder dominanter Eltern in einer Auslösersituation ab. Anstatt sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen gehen sie in Tagträume.
Kinder aus einem Alkoholikerhaushalt, deren Leben von Co-Abhängigkeit geprägt ist, entwickeln häufig eine Amnesie, wodurch sie ihre Vergangenheit vergessen, um den Schmerz zu vermeiden.
Allerdings sind sie dadurch in Schule, Beruf oder Beziehungen nicht in der Lage, wirklich präsent zu sein und angemessen zu agieren, da sie damit beschäftigt sind, alte Verbote aufrechtzuerhalten.
Missbrauchsopfer werden „taub“, sie dissoziieren, um das Trauma zu überleben und haben gewöhnlich Schwierigkeiten die sexuelle Interaktion zu genießen respektive überhaupt etwas zu spüren.
Frauen entwickeln die Unfähigkeit, einen Orgasmus zu bekommen, Männer leiden unter vorzeitiger Ejakulation, Impotenz oder Unlust.
Kinder narzisstischer Eltern werden oft ärgerlich, gehen in Kampf und vermeiden damit Gefühle wie Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein sowie den ursprünglichen Schmerz, den sie angesichts von narzisstischem Missbrauch, Verachtung ihrer Bedürftigkeit und Verletzlichkeit, Übergriffen, körperlich wie psychischer Bedrohung verdrängt haben, um zu überleben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.